Die Geschichte, wie die katholische Pfarrei St. Johannes, Kirdorf, vom Bistum Mainz zum Bistum Limburg gelangte, ist interessant und weitgehend bekannt. Trotzdem tauchen immer wieder neue Funde auf, die unbekannte Erkenntnisse ans Tageslicht bringen. Ein Beispiel ist dieser Einleitung beigefügt. Der derzeitige Domküster in Limburg, Engelbert Theil, bekanntlich ein „echter Kirdorfer“, fand zufällig im Archiv des Bischöflichen Ordinariats eine Urkunde aus den Jahren 1883/84, die über den Wechsel der katholischen Pfarrei Kirdorf in das Bistum Limburg berichtet. Zum besseren Verständnis möchte ich gerne im voraus auf die wesentlichen Verhältnisse und Abläufe dieser Zeit hinweisen.

Auf den Trümmern der alten kirchlichen und politischen Ordnung des Heiligen Römischen Reichs und der Reichskirche, die im Gefolge der Französischen Revolution und der Säkularisation zerstört wurde, entstand ab dem Jahre 1802 zuerst ein Provisorium und später ein neues Bistum. Die rechts des Rheins gelegenen Territorien der Bistümer Trier und Mainz, die in Folge der neuen Gebietsordnung abgetrennt waren, erhielten in dem neu errichteten Bistum Limburg eine neue Heimat. Als offizielle Geburtsstunde wird der 23.11.1827 ange­sehen, da an diesem Tage die päpstliche Errichtungsurkunde der Diözese veröffentlicht wurde. Die Pfarrei Kirdorf hätte selbstverständlich ebenfalls diesem neuen Bistum einge­gliedert werden müssen, aber es kam zunächst anders.

Der Reichsdeputationshauptschluß im Jahre 1803 bewirkte u.a. die Auflösung des Erzbistums Kurmainz. Dadurch fiel die Pfarrei Kirdorf zunächst an das Vikariat Aschaffenburg. Nach dessen Auflösung im Jahre 1821 entstand bezüglich der organisatorischen Zuordnung ein Vakuum. Daher wurde die Pfarrei Kirdorf vorübergehend der Direktherrschaft des Vatikans unter­stellt. Diese Zuordnung blieb auch nach der offiziellen Gründung des Bistums Limburg un­angetastet. Nachdem 15 Jahre lang „der Papst Bischof von Kirdorf“ war, wurde die Pfarrei 1836 der neu gegründeten Diözese Mainz einverleibt. Auch diese Neuordnung änderte zu­nächst nichts daran, daß die „logische und naheliegende“ Eingliederung in das Bistum Limburg weiterhin unterblieb. Unter der neuen Mainzer Herrschaft wurden bedeutende Bau­werke und Einrichtungen in Kirdorf errichtet.  So wurde von 1858 bis 1862 die neue Pfarr­kirche, 1873 bis 1874 das Schwesternhaus, 1876 die St. Josefs-Kapelle auf dem Friedhof und 1880 der neue Hochaltar der St. Johanneskirche geschaffen. Die Pfarrei Kirdorf profitierte in der Zeit von 1850 bis 1877 von ihrer guten Beziehung zum Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, wovon heute noch einige Geschichten in Kirdorfer Familien weiterleben. Aber die politischen Verhältnisse änderten sich während dieser Zeit erheblich und mit ihnen auch Änderungen der kirchlichen Herrschaft. Nach dem Erlöschen des Geschlechts der Homburger Landgrafen im Jahre 1866 fiel die Landgrafschaft Hessen-Homburg, zu der die Landgemeinde Kirdorf seit 1803 gehörte, zunächst an das Groß­herzog­tum Hessen-Darmstadt und nach der Annektion Hessen-Darmstadts durch die Preußen an das Königreich Preußen. Bereits 1867 wurden erste Forderungen erhoben, die in das Königreich Preußen eingegliederten Pfarreien des Bistums Mainz im Regierungsbezirk Wiesbaden, dem Bistum Limburg zuzuordnen. Es darf wohl Bischof Ketteler zuzurechnen sein, daß diese Bemühungen abgelehnt wurden.

Im Jahre 1870/71 entstand das Deutsche Reich. Als erster Kaiser wurde der preußische Wilhelm I proklamiert. Wenige Jahre später, am 13.7.1877, verstarb der Mainzer Bischof Ketteler. Nachdem durch den Tod von Bischof Ketteler der Widerstand aus Mainz eine erhebliche Einbuße erlitten hatte, lebten die Forderungen nach einer veränderten Zuordnung der Mainzer Pfarreien im Regierungsbezirk Wiesbaden bereits am 30.7.1877 wieder auf. Auf Anordnung des Kaisers übernahm die preußische Staatsregierung die Verhandlungs­führung und verhandelte mit dem Heiligen Stuhl im Vatikan direkt. Am Ende dieser Verhandlungen erließ Papst Leo XIII am 27.5.1882 einen Erlaß, der die Grenzänderungen und die Eingliederung der ent­sprechenden Gebiete regelte. Nach Erledigung der Formalitäten wurde die Pfarrei Kirdorf am 5. Februar 1884 in das Bistum Limburg eingegliedert.

Weitere Einzelheiten zu den oben genannten Vorgängen sind in unserer Loseblattsammlung enthalten (insbesondere unter Nr. B I 10) sowie in dem Buch Geschichte des Bistums Limburg von Klaus Schatz.

im April 2001, Stefan Ohmeis

 

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