Dialekte sind älter als die standardisierten Amtssprachen. Mundarten als gesprochene Sprachen werden meist in nichtöffentlicher (privater, familiärer) Situation verwendet. Ihr Verständigungsgradius ist, ganz im Gegensatz zu dem Amtssprachen, begrenzt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich in jedem Ort ein eigenständiger Dialekt. Neue Einflüsse veränderten ihn ständig. Es war vor rund vierzig Jahren noch völlig normal, dass jeder Kirdorfer Dialekt sprach. Heute ist der Kirdorfer Dialekt, wie fast alle Dialekte in unserer Gegend, vom Aussterben bedroht. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken können Sie sich auf dieser Seite einige markante Beispiele anhören oder im unteren Teil weiter Informationen über den Dialekt erfahren.
Anmerkung: Sie benötigen zum Abhören der Texte einen Computer mit Soundkarte und Lautsprechern. Falls ihr Computer die Texte nicht ordnungsgemäß abspielt, dann sollten Sie eines der kostenlosen Media Player installieren.
So babbeln echte Kirdorfer
Stefan Ohmeis (1956-dto): |
Kurze Begrüßung |
Hans Denfeld (1928-2017): | Spazier´n geguckt |
Wilhelm Braun (1933-2011): | Lied eines Kirdorfers |
Hans Leimeister (1939-dto): | Frisch auf den Tisch |
Dieter Müller (1942-2010): | Fronleichnamsfest |
Hans Braun (1932-2007): | Vorzeitige Mittagspause |
Hans Leimeister (1939-dto): | De Struwwelpeter |
Hedwig Rudolph (1935-2021): | Aus dem Haushalt |
Hans Denfeld (1928-2017): | Apfeldieb |
Erika Ohmeis (1931-dto): | Ländliches Leben |
Maria & Heinrich Hett | Frische Milch vom Bauern |
Maria Braum (1935-2006): | Die Bach |
Alois Schädel (1940-dto): | Der Bahnhof brennt |
Eva Hett (1912-2003): | Der Knallschreck |
Artur Dötig (1926-dto): | Lampenfieber |
Hans Denfeld (1928-2017): | Zimmerverweis |
Hans Braun (1932-2007): | Mundart-Probleme |
Alois Schädel (1940-dto): | Tröppelbier |
Maria & Heinrich Hett: | Das letzte Pferd |
Wilhelm Braun (1933-2011): | Hohle Eiche |
Agnes Metzen (1945-dto): | De Gickel uffm Mist |
Maria Braum (1935-2006): | Kirdorfer Brunnen |
Alois Schädel (1940-dto): | Explosives Lagerfeuer |
Willi Hett (1929-2016): | Landwirtschaft im Wandel |
Hans Leimeister (1939-dto): | Kerle, was en Kram |
Heinrich Hett: | Getreide gegen Brot |
Hans Braun (1935-2006): | Kirchturmuhr wird geputzt |
Christel Braun (1935-dto): | Kindheit in der Hauptstrasse |
Maria & Heinrich Hett: | Verkauf eigener Produkte |
Alois Schädel (1940-dto): | Feuer im Welschgraben |
Hans Leimeister (1939-dto): | Geschlacht wird erst an Nikelos |
Hans Denfeld (1928-2017): | Wildschweine |
Martin Ohmeis (1928-2018): | Früheres Arbeitsleben |
Maria & Heinrich Hett: | Kein Urlaub |
Hans Denfeld (1928-2017): | Weg zum Garten |
Michael Braun (1963-dto): | Kartoffel aus Ochstadt |
Hans Leimeister (1939-dto): | De Hannes im Hei |
Agnes Metzen (1945-dto): | De Schwanz vom Osterhaas |
Hans Denfeld (1928-2017): | Vorzeitige Ernte |
Alois Schädel (1940-dto): | Tischprobleme |
Dieter Müller (1942-2010): | Vögel im Feld |
Heinrich Hett: | Pferdefuhrwerke |
Wilhelm Braun (1933-2011): | Gebet eines Kirdorfers |
Christel Braun (1935-dto): | Kindheit mit Katzen |
Alois Schädel (1940-dto): | Übungsausklang in der Krawall |
Hans Denfeld (1928-2017): | Drei Frauen mit vier Kindern |
Michael Braun (1963-dto): | Jugenderinnerungen |
Hans Leimeister (1939-dto): | Lieber lebe un die Wanz am Krache |
Heinrich Göbel (1933-dto): | Rede Herr, dein Diener hört |
Agnes Metzen (1945-dto): | Die Gaas |
Maria & Heinrich Hett: | Die Scheune ist abgebrannt |
Dieter Müller (1933-2010): | Kerb |
Alois Schädel (1940-dto): | Jugendheim |
Michael Braun (1963-dto): | Metzger und Hausschlachtung |
Maria & Heinrich Hett: | Kriegsgefangene bei den Bauern |
Hans Leimeister (1939-dto): | Die Streichholzschachtel |
Maria & Heinrich Hett: | Kuhweiden |
Hans Denfeld (1928-2017): | Die Einzigsten |
Stefan Ohmeis (1956-dto): | Eingemeindung |
Agnes Metzen (1945-dto): | Die jüngst Schmidtfranze |
Eva Hett (1912-2003) über |
Unterbringung bei den Bauern |
Tagesablauf | |
Arbeiter statt Gefangene | |
Ein gutes Zeugnis | |
Dankbar für Hilfe |
Einige Angabe zum Kirdorfer Dialekt
Die Mundart gehörte zu den hessischen Dialekten im Bereich Mitteldeutsch. Sie entspringt der Kentum-Sprachgruppe des indogermanischen Sprachstammes und gehört zu den germanischen Sprachen. Der Ortsdialekt besitzt Wörter, die in dieser Aussprache nur in Kirdorf vorkommen. Sprachliche Verbindung zu den benachbarten katholischen Ortschaften (insb. Obererlenbach, Oberursel) sind festzustelle. Neben jiddischen gibt es auch viele französische Sprachelemente, die Überreste der napoleonischen Besatzung und der benachbarten Hugenotten und Waldenser sind.
Markantes Element ist die Mundfaulheit. Zum Ausgleich ist die Sprache markig und deutsch in Lautstärke, Mimik und Gestik. Man nimmt kein Blatt vor den Mund aber tut auch nichts, was beim sprechen nicht unbedingt nötig ist.
- Mann öffnet den Mund nur wenig
- Man wählt einfache Vokale
- Man vermeidet schwierige Konsonanten
- Man verschluckt die Endungen
- Man spricht oft "o" und "a", "an" und "ein" nasal
- Man schnurrt das R
- Man bildet gerne Doppellaute
- Man spricht gerne breit
- Man verdeckt die Wortarmut durch Mehrdachdeutung
Es ist bedauerlich, dass die markanten Dialekte unserer Heimat wahrscheinlich in den nächsten Generation schon fast vollkommen verschwunden sein werden. Allerdings wird aufmerksamen Beobachtern schon aufgefallen sein, dass nicht nur unsere Dialekte aussterben, sondern im Zuge der ständigen Globalisierung sogar die gesamte deutsche Sprache immer schwächer wird und förmlich von der englischen Sprache unterwandert wird. Es liegt an jeden von uns, diesem Trend im eigenen Umfeld und nach eigenen Kräften entgegen zu wirken!
Quelle: Wir verdanken einige dieser Angaben unserem Mitglied Joachim Braun, der die Ergebnisse seiner Erforschung im Heftchen "Kirdorferisch fir Dribbdebächer", 1987 zusammengestellt hat und alle Kirdorfern die sich bereit erklärt haben, hierfür ein paar originelle Texte zu sprechen. Die mit † gekennzeichneten Personen sind leider zwischenzeitlich bereits verstorben.