Carl Weber ist ein Sohn des Schneidermeisters Johannes Weber (* 25.5.1810, +2.10.1895) und dessen Ehefrau Elisabetha Astemer (*22.1.1804, +1.5.1873). Der Vater stammte aus Agostyn (zu deutsch Augustin) im Komitat Komorn in Ungarn, den es anfangs der dreißiger Jahre des 19. Jhdts. als mittellosen Schneidergesellen hierher verschlagen hatte. Johannes Weber heiratete am 28. Januar 1834 seine aus Kirdorf stammende Frau, die bereits gemeinsam zwei Kinder hatten. Johannes Weber machte sich 1835 als Schneidermeister in Kirdorf selbständig. Die Vorfahren von Johannes Weber waren Reichsdeutsche, die in Ungarn eine zweite Heimat gefunden hatten. Das Elternhaus von Carl Weber stand in der Kirdorfer Straße 71. Dieses Gebäude wurde 1971 abgerissen.

Carl Weber wurde als achtes Kind seiner Eltern, als dritter Sohn, am 27. September 1845 in der Kirdorfer Straße 71 in Kirdorf geboren. Der begabte Sohn sollte nach dem Wunsch der Eltern Priester werden, doch ihn zog es ins Gebiet der Medizin. Seine humanistischen Kenntnisse verdankte er größtenteils Privatunterricht, bevor er ein Gymnasium in Mainz besuchte. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er in Bonn und Marburg bei den bekannten Professoren Rosner und Beneke Medizin, wo er mit einem glänzenden Examen die Doktorwürde erlangte. Nach dem Medizinexamen ging Dr. Weber zunächst nach England, wo er an verschiedenen Hospitälern seine Kenntnisse erweiterte und wertvolle Beziehungen mit hervorragenden Ärzten knüpfen konnte, insbesondere mit den größten Kapazitäten dieser Zeit, den Medizinern Garrod und Spencer-Wells.

Im Jahre 1871 kehrte er im Alter von 37 Jahren nach Homburg zurück, um sich als Kur- und Badearzt nieder zu lassen. Dank seiner guten Beziehungen konnte er zahlreiche wohlhabende Engländer in seiner Privatpraxis behandeln, die er in dem von ihm erworbenen herrschaftlichen Gebäude in der Kaiser-Friedrich-Promenade 2, an der Ecke zur heutigen Gymnasiumstraße, gegenüber der Haingasse, einrichtete. Dr. Weber wurde zur Hoffnung vieler Gichtkranker, nachdem seine vielbeachtete Schrift „41 Fälle von Gicht, behandelt mit Homburger Elisabethenbrunnen“ erschienen war. Außerdem wies er als erster auf die heilende Wirkung des Homburger Tonschlammes hin. In der gutsituierten, sogenannten besseren Gesellschaft, war Dr. Weber auch häufig als Geburtshelfer tätig.

Er trat auch durch wissenschaftliche Vorträge und durch Gesangsdarbietungen in dem damaligen Verein für Kunst und Wissenschaft in Erscheinung. Als Arzt war er „kein Theoretiker, sondern ein Praktiker, der dank seiner ausgezeichneten Beobachtungs- und Kombinationsgabe seine sicheren Diagnosen zu treffen wußte; dazu zeigte er als Mensch den Kranken gegenüber eine Milde und zugleich Festigkeit, die sofort Vertrauen schufen“.

Er heiratete 1892 Elfriede Merton (genannte Effi), die am 28.2.1845 geborene Schwester des bekannten Frankfurter Bankiers und Philantropen Wilhelm Merton. Effi Merton wohnte vor 1892 bereits mehrere Jahre in Homburg, denn ihr Bruder hatte ihr durch den Homburger Baurat Louis Jacobi 1886 im Viktoriaweg 2 (vormals Meraner Weg, eigentlich Herderweg, der zu dieser Zeit aber noch nicht bestand) auf einem riesigen, 12 Morgen umfassenden Grundstück in Hanglage in der Nähe des Kurparks eine hochherrschaftliche Villa aus weißem italienischen Sandstein errichten lassen. Das Villengebäude wurde 1938 abgerissen, doch das ehemalige Pförtnerhaus, ein zweigeschossiger Bau im Landhausstil, steht noch heute. Die weißen Sandsteine wurden von Herrn Birkenfeld, einem Verwandten, abgeholt und in seinem neuen Wohnhaus an der Kirdorfer Straße, Ecke Wiesenbornstraße zumindest im Sockel wiederverwandt.  Auch das an der oberen Grundstücksgrenze gelegene Stallgebäude mit dem angebauten Turm, von dem aus die tiefergelegene Villa mit Wasser versorgt wurde, ist nach einem Umbau auch heute noch erhalten. Es wurde zu einem Wohnhaus ausgebaut und dient heute der Republik Malediven als Generalkonsulat.

Nach der Eheschließung im Jahre 1892 zog Dr. med. Carl Weber zu seiner Frau in die „Villa Merton“, die auch „Villa Hildegard“ genannt wurde, ein und gab daraufhin seine Praxisräume in der Kaiser-Friedrich-Promenade 2 auf. Dank des Vermögens, das seine Frau in die Ehe einbrachte, konnte Dr. Weber Arbeitsweise und Lebensstil nach eigenem Gutdünken planen. So hielt er seine Sprechstunden im Viktoriaweg täglich nur von 9 bis 10.30 Uhr. Sein Haus in der Kaiser-Friedrich-Promenade 2 verkaufte Dr. Weber Mitte der neunziger Jahre an den Malermeister Wilhelm Blum.

Dr. Weber und seine Frau lebten nur in den Sommermonaten in Homburg. Das Ehepaar verbrachte die Wintermonate regelmäßig in Rom und gemäß der Überlieferung auch in Monte Carlo. Seine dort behandelten Patienten aus England und Amerika veranlaßte er häufig, im Sommer zur Kur nach Homburg zu kommen.

Während die Ehe kinderlos blieb, erlangte Dr. Weber im Laufe seines Wirkens ein ansehnliches Vermögen, was ihn in die Lage versetzte, mehrere Stiftungen und Schenkungen darzustellen, wovon Homburg und sein Heimatort Kirdorf stark profitierten.

Im Jahre 1875 stellte Dr. Weber bei der Stadt Homburg den Antrag, den Weg zur Realschule mit einer Reihe von Akazien zu bepflanzen. Er bot an, die Kosten dafür zu übernehmen. Der Gemeindevorstand genehmigte im Dezember 1875 diesen Antrag. Die Verschönerung dieses Weges erfolgte vor der generellen Verbesserung des Wegesystems für die Kurgäste im Hardtwald und dem angrenzenden Gebiet.

Auf seine Anregung hin und dank seiner finanziellen Unterstützung wurde 1899 ein zumeist schattiger Wanderweg für die in Homburg weilenden Kurgäste, für Frankfurter Touristen und Homburger Spaziergänger entlang des Kirdorfer Baches angelegt, der später von der Stadt den Namen „Weberpfad“ erhielt.

Er begann in der Verlängerung des Viktoriawegs, am heutigen Sanatorium Dr. Baumstark, zwischen den Hackwiesen und dem Junkerwingertsfeld, führte durch die Pfefferlochswiesen, also entlang der heutigen Höllsteinstraße, bis zur Einmündung des Weges in die heutige  Schillerstraße (siehe auch Buch „Das alte Kirdorf im Bild“ Seite 27 und 43), knickte dort nach links hinunter, verlief weiter zwischen den Hohstattwiesen und den Wiesenbornwiesen bis zum kanalisierten Kirdorfer Bach. Am nordöstlichen, dem Ort zugewandten Ufer des Kirdorfer Bachs verlief der Weg weiter, zunächst die Bachstraße, dann immer weiter dem Bach entlang, unter der Karlsbrücke die Saalburgchaussee unterquerend, noch 2,9 km hoch bis in den Taunus. Er mündet nördlich des Marmorsteins, nahe der Nymphenquelle, in den König-Wilhelm-Weg ein. Der Weberpfad war der beliebteste Wanderweg von Bürgermeister Horn, der auch für dessen Pflege sorgte. Wenn der Bürgermeister Horn aus dem Weberpfad zurückkehrte, spielte er häufig in Kirdorf noch Skat.

Im Jahre 1906 stiftete Dr. Weber für das Hauptportal der St. Johanneskirche in Kirdorf die in Sandstein gehauenen Statuen des Hl. Johannes des Täufers und der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Er soll ebenfalls die beiden Reliefs in der Vorhalle dieser Kirche gestiftet haben. Im Jahre 1907 stellte er Mittel für die medizinische Vorsorgeuntersuchungen aller Schüler der Kirdorfer Schulen zur Verfügung. Der Stadt Homburg schenkte er mehrere ansehnliche Geldbeträge.

Während des 1. Weltkrieges richtete Dr. Weber in seiner Villa auf seine Kosten ein kleines Lazarett ein. Nach dem Krieg beendete er seine segensreiche Tätigkeit als Arzt. Er machte auch ganz individuelle Stiftungen, wie die für Susanne (genannt „Sanni“) Denfeld, geb. Scheuerling und Maria Toussint, geb. Denfeld, die beide im 1. Weltkrieg ihren Mann verloren hatten. Für sie richtete Dr. Weber eine Stiftung ein, deren Stiftungskapital in der Schweiz angelegt wurde und aus deren Ertrag Susanne Denfeld und Maria Toussaint eine Rente erhielt. Durch die Anlage in der Schweiz überstand die Stiftung den 2. Weltkrieg und sogar die Währungsreform, was den Nutzen vervielfachte.  

Seine Frau Effi Weber war im Homburg ebenfalls als eine Wohltäterin bekannt geworden. Sie hatte die „rechte Art des stillen Helfens, der verschämte Not aufspürte und die rechte Hand nicht wissen ließ, was die linke tat“. Auch am beruflichen Wirken und den vielfältigen Aufgaben ihres Mannes nahm Effi Weber regen Anteil.

Nach dem Tod von Dr. med Carl Weber am 17. Mai 1922 entstand aufgrund seiner testamentarischen Verfügung durch eine Stiftung von 100.000 Mark für die Stadt Bad Homburg in den Jahren 1925- 1927 an der Urseler Straße, in Höhe der Frölingstraße und des Schaberweges, insgesamt 77 Mietwohnungen, die zu einem sozialen Mietpreis an bedürftige Familien vergeben wurden. Diese Häuser erhielten den Namen „Dr. Weber-Stiftung“. Außerdem wurde im Jahre 1926 in der Kirdorfer Schule an der Weberstraße ein Schul- und Volksbad mit Brause- und Wannenbädern errichtet, das ebenfalls aus seinem Nachlaß finanziert wurde. Diese Badeeinrichtung wurde noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt.

Auf ausdrücklichen Wunsch des im Alter von 77 Jahren Verstorbenen fand die Einäscherung und Urnenbeisetzung auf dem Bad Homburger Waldfriedhof in aller Stille statt. Kondolenzbesuche und selbst Blumenspenden hatte seine Witwe „dankend verbeten“. Seine Frau Effi Weber, geb. Merton, verstarb am 30.8.1924 im Alter von 79 Jahren in Bad Homburg. Sie wurde im Grabe ihres Mannes beigesetzt. Das Grab ist noch heute erhalten und steht unter Denkmalschutz. Die Asche von Dr. Weber  befand sich in der auf dem Stein aufgesetzten Urne.

Der Bildhauer Fritz Gerth, mit dem Dr. Weber zeitlebens eine innige Freundschaft verband, schuf eine Büste von Geheimrat Dr. Weber. Zur Erinnerung an diesen bedeutenden Einwohner Bad Homburgs wurde die im Jahre 1929 errichtete Straße zwischen Wiesbadener Straße und Kirdorfer Straße „Weberstraße“ genannt.

Im Dezember 1999
Heinz-August Raab und Stefan Ohmeis

 

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Termine

17. März 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

22. März 2024, 20:00 Uhr, MITGLIEDERVERSAMMLUNG des Museums, Schwesternhaus

24. März bis 14. April 2024. macht das Museum Osterferien

21. April 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

21. April 2024, 8:00 Uhr, Vogelstimmenwanderung mit Manfred Falkenmeier, Start Weißkreuzweg/Kolpingstraße

28. April 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

5. Mai 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

9. Mai 2024, Vatertagsfest, Grashoppers, Parkplatz Schwesternhaus

12. Mai 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

19. Mai 2024, 14:00 Uhr, Führung durch den Taunusdom mit Ernst Gerecht, Treff Haupteingang

19. Mai 2024, das Museum bleibt geschlossen (Pfingstfeiertag)

26. Mai 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

30. Mai 2024, FRONLEICHNAM (Gottesdienst im Hof des Schwesternhauses mit Prozession und anschließender Feier)

2. Juni 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

7. bis 9. Juni 2024, Zeltlagerwochenende im Garten des Schwesternhauses

9. Junii 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

16. Juni 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

22. Juni 2024, 17:00 Uhr, Aufstellen des Kerbebaums, Bachstraße 

23. Juni 2024, 15:00-17:00 Uhr, Ausstellung "Kirdorfs Geschichte von früher bis heute", Museum

28. Juni bis 1. Juli 2024, KIRDORFER KERB

5. Oktober 2024, 19:00 Uhr, Nachtwächterführung mit Hans Leimeister, Start Museum