Wilhelm Schramm

Geboren am 24.April 1915 in Bad Homburg-Kirdorf
Verstorben am 14.August 1996 in Bad Homburg

 

Leiter der Pilgerfahrten zum Hl. Bruder Klaus in der Schweiz

Wilhelm Schramm absolvierte nach der Schulausbildung eine Ausbildung zum Zahntechniker. Er war ein überzeugter Christ und betätigte sich in der katholischen Jungschar, wo er eine Jugendgruppe leitete. An Ostern 1935 nahm er an einer Wallfahrt der Frankfurter „Sturmschar“ des Katholischen Jungmännerverbands  nach Rom teil, wo 2000 junge Christen ein deutliches Zeichen setzten. Auf dem Rückweg wurde die Gruppe an der deutschen Grenze von der Gestapo überprüft und ausgeplündert. Dann musste Wilhelm Schramm zum Reichsarbeitsdienst, und ab Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er zu einer Sanitätseinheit an der Front einberufen. Er musste die gesamte Kriegsdauer in der Wehrmacht dienen. Gegen Ende des Krieges wurde er an der Ostfront am Knie schwer verwundet. Sein Bein sollte amputiert werden, was er dank seines Überredungsgeschickes verhindern konnte. Der Schwerverwundete wurde mit dem Schiff über die Ostsee nach Westen transportiert. Der Schiffskonvoi wurde angegriffen und viele Schiffe versenkt. Sein Schiff wurde verschont. Nachdem er zum wiederholten Male dem Tod entronnen war, soll er seinem Herrgott ein Gelübde abgegeben haben, bei glücklicher Rückkehr in die Heimat einen Beitrag zum Frieden zu leisten. Er geriet in dänische Kriegsgefangenschaft, wo er das Buch „Der Hüter des Vaterlandes“ las und darin erstmals über das Leben und Wirken vom Hl. Bruder Klaus, dem Friedensstifter in der Schweiz, erfuhr.

Teilnehmer der Fahrt 1958

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er in die Heimat zurück, aber das Thema Frieden und Bruder Klaus konnte er nicht vergessen. Anfang der 1950er Jahre nahm er an einer Wallfahrt nach Marienthal teil, wo in einem Vortrag über Bruder Klaus gesprochen wurde, ebenso in einem Lichtbildervortrag in Kirdorf beim „Metzger Schorsch“. Danach reifte in ihm der Gedanke, Bruder Klaus, eigentlich Nikolaus von der Flüe, der 1947 von Papst Pius XII. heilig gesprochen wurde, bei einer Fahrt in die Schweiz näher kennen zu lernen. Im Mai 1956 fand die erste Pilgerfahrt über drei Tage lang statt, an der nicht nur Teilnehmer aus Kirdorf und Bad Homburg, sondern aus der ganzen Umgegend in drei vollbesetzten Bussen mitfuhren. Es war zu dieser Zeit schon eine abenteuerliche Reise, da die Verkehrswege, wie die Autobahn, noch nicht ausgebaut waren und viel über Landstraßen gefahren werden musste. Die zweite Fahrt im Mai 1957 wurde von der Kolpingsfamilie Bad Homburg organisiert, übernachtet wurde wieder in Escholzmatt. Ab der dritten Fahrt 1958, geplant und durchgeführt von der Kirdorfer Kolpingsfamilie, wurde im Herbst um den 25. September, dem Tag der Heiligsprechung, gefahren. Übernachtet wurde in Luzern. Ab 1962 dauerten die Pilgerfahrten vier Tage und ab 1965 sechs Tage, übernachtet wurde im Hotel Kaiserstuhl in Bürglen. Die Fahrt dauerte jeweils von Samstag bis Donnerstag. Seit 1982 bis zur Auflösung im Jahre 1999 wohnten die Pilger im Hotel Alpenrösli in Giswil-Kleinteil, 6 km von Sachseln, dem eigentlichen Wallfahrtsort, entfernt. Für die sechs Tage Aufenthalt gab es ein feststehendes Programm, d.h. täglich eine hl. Messe und das Beten des Rosenkranzes für den Frieden. Ein ganzer Tag, meistens der Montag oder Dienstag, wurde dem Heiligen gewidmet. Er begann mit einer hl. Messe in Sachseln am Gnadenaltar, Ansprache des Bruder-Klausen-Kaplans, anschließend Segen mit der Bruder-Klausen-Reliquie, nachmittags Besuch des Flüeli und der Ranft mit der Zelle, in der Bruder Klaus 20 Jahre als Einsiedler gelebt und viel für den Frieden in der Schweiz getan hat.

Teilnehmer der Fahrt 1981

Aber nicht nur der religiöse Teil, sondern auch schöne Fahrten und Wanderungen in der herrlichen Schweizer Bergwelt und zu den schönen Seen standen im Programm. So verbrachten die Pilger einen Tag z.B. mit einer Fahrt über den Brünigpass und Grimselpass, durch das Rhonetal bis Mörel, mit der Bergbahn zur Riederalp, dort Aufenthalt (für Ältere) oder Wanderung zum Riederhorn, und Abfahrt mit der Seilbahn.  Oder Fahrt nach Lauterbrunnen, weiter mit der Bahn über Wengen zur Kleinen Scheidegg und zum Jungfraujoch.  Oder Fahrt über den Brünig nach Brienz, mit der Bergbahn zum Brienzer Rothorn, Wanderung nach Rothorn-Kulm, vorbei am Eissee nach Rothorn-Schönbiel und Abfahrt mit der Gondelbahn nach Obsee-Lungern. Oder Ganztages-Schifffahrt auf dem Vierwaldstätter See mit Besichtigung in Luzern (Verkehrshaus). Oder Fahrt zum Thuner See über Interlaken zum Brienzer See, über den Brünig zum Sarner See und zurück nach Sachseln. Am Tag vor der Heimfahrt (mittwochs) war noch eine Pilgerfahrt zu dem Wallfahrtsort Maria Einsiedeln angesagt. Am Tag der Heimfahrt wurde auf der Treppe der Basilika in Sachseln ein Gruppenbild gemacht.


Teilnehmer der Fahrt 1985, rechts: Wilhelm Schramm

Meistens fuhren sie über den Brünig-, Susten- und Klausenpass zu einem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche. Die Rückfahrt ging z.B. über Gersau, übersetzen durch den Vierwaldstätter See, nach Beckenried, Luzern und Sachseln. Geistliche Begleiter in den über 40 Jahren waren Pfarrer Born, Pfarrer Schäfer, Pfarrer Dorn und Pfarrer Neis. Abends nach dem Abendessen war gemütliches Beisammensein mit einem Rückblick auf den Tag angesagt, bei dem Pfarrer Schäfer seine Gitarre hervorholte. Jeder hatte seinen festen Platz am Tisch. Aus dieser Pilgergruppe entstand die private Wandergruppe „die Bogenwanderer“, die heute noch besteht, und die einmal monatlich – jetzt nur noch kleinere Wanderungen  unternimmt.

 

 
Teilnehmer der Fahrt 1987, links: Wilhelm Schramm

Wilhelm Schramm heiratete i.J. 1940 seine erste Frau Elisabeth Hett, die schon 1948 verstorben ist. Aus dieser Ehe stammen zwei Töchter (Christel u. Brigitte). Im Jahre 1950 heiratete er seine zweite Frau Hildegard Weyand, die ihm drei Töchter (Charlotte, Beate u. Susanne) und zwei Söhne (Georg u. Klaus) schenkte. Nach seiner Heimkehr nach Kriegsende machte er sich als Dentist selbständig, seine Zahnarzt-Praxis befand sich in der Bachstraße. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des CDU Ortsverbandes Bad Homburg, war im Kirchenvorstand der Pfarrei St. Johannes und in der Kolpingsfamilie. Außerdem war er Lektor (Kommunionhelfer) und Träger des Himmels bei den Prozessionen. Nachdem eines seiner sieben Kinder im Alter von drei Jahren durch eine Krankheit behindert wurde, engagierte er sich als Gründungsmitglied in der „Lebenshilfe“. Die Pilgerfahrten zum hl. Bruder Klaus in die Schweiz und das Engagement für die Lebenshilfe blieben bis zum Tod seine Herzensangelegenheiten.


Teilnehmer der letzten Fahrt 1999