
Johann Jakob Odenweller
Geboren am 30. August 1880 in Kirdorf
Verstorben am 16. Dezember 1921 in Bad Homburg-Kirdorf
Politiker und Vorsitzender des Homburger Arbeiterrats
Johann Jakob Odenweller, genannt Jean, lernte zunächst das Schlosser-Handwerk und betätigte sich dann als Monteur. Er war politisch interessiert und besaß die Begabung, ein guter Redner zu sein. Er war ein entschiedener Gegner der Eingemeindung, wurde Widersacher von Bürgermeister Raab und trat auf einer Bürgerversammlung im Grünen Baum als Redner auf. Jean Odenweller trat der SPD bei, wo er zum Vorsitzenden des Kirdorfer Ortsvereins und zum Kreisvorsitzenden gewählt wurde. In dieser Funktion reiste er auch einmal nach Berlin und traf dort u.a. Erich Ludendorff. Jean Odenweller war ein von Vernunft geleiteter Revolutionär, ein demokratischer Revolutionär. Seit November 1918 hatte er seine Rolle und Funktion pragmatisch, nie überhöht ideologisch wahrgenomen. Er setzte immer auf die Demokratie als Ziel seines Bemühens.
Im Rahmen der Novemberrevolution 1918 wurde "zur Errichtung einer sozialen deutschen Republik" am 10. November 1918 in Homburg ein Arbeiterrat gewählt. Jean Odenweller wurde in diesen Rat gewählt und - gemeinsam mit Heinrich Dippel und Aloys Walter - zu dessen Vorsitzenden ernannt. Diese Funktion machte ihn überregional bekannt.
Im Einvernehmen mit dem Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat übernahm der revolutionäre Homburger Arbeiterrat die politische Macht in Homburg noch am selbigen Tag; Jean Odenweller wurde zum Gegenspieler von Oberbürgermeister Walter Lübke. 1919 wurde er in Bad Homburg Stadtverordneter der SPD-Fraktion und deren Sprecher. Im selben Jahr wurde er auch in den Kreistag des Obertaunuskreises gewählt, wo er 1920 zum Kreisvorsitzenden der SPD ernannt wurde. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung am 2. Dezember 1919 die Auflösung des Arbeiterrates beschlossen hatte, wurde diese mit einem Schreiben des Preußischen Ministers des Inneren vom 18. Februar 1920 bestätigt. Daraufhin beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 26. Februar 1920 die Auflösung des Homburger Arbeiterrats, was durch den Magistrat am 2. März 1920 bestätigt wurde.
1921 wurde der mittlerweile bekannte Politiker für den Wahlkreis Obertaunuskreis Abgeordneter im Nassauischen Kommunallandtag und des Provinziallandtags der Provinz Hessen-Nassau. Im Kommunallandtag war er Mitglied des Bauausschusses. Es wurde daran gehindert, weitere Aktivitäten zu entfalten, denn er erkrankte an der damals grassierenden Spanischen Grippe. Jean Odenweller starb 1921 im Alter von nur 41 Jahren. In den Nachrufen anläßlich seiner Trauerfeier würdigten ihn seine Parteigänger als "mannhaften Vorkämpfer, Führer und Genossen". Auch politische Gegner folgten "dem Sarge des ehrlichen und offenen Gegners".
(Für weitergehende Informationen empfehlen wir den Artikel "Versuche einer Räterevolution in Bad Homburg" von Roland Johne in Aus dem Stadtarchiv, Vorträge zur Bad Homburger Geschichte, Band 32, 2021, aus dem hier Angaben entnommen sind.)







